Heimweh und Verbrechen - Karl Jaspers zur Psychopathologie von Kindesmorden

Kindermädchen 1895
15 Jahre „WIR FORSCHEN. FÜR SIE.“ [TEIL 4]

Neben Typhus und Cholera hat im 18. Jahrhundert bekanntlich auch die sogenannte Schweizerkrankheit etliche Heere dezimiert. Unerträgliches Heimweh machte aber nicht nur abgehärtete Söldner zu wehleidigen Deserteuren, sondern auch junge, gutmütige Dienstmädchen zu grausamen und rücksichtslosen Brandstifterinnen und Kindesmörderinnen. Besonders mit letzteren hat sich 1909 der angehende Arzt Karl Jaspers in seiner Dissertation „Heimweh und Verbrechen“ auseinandergesetzt. In dieser von der Jaspers-Forschung meist als reine akademische Pflichtübung vernachlässigten Arbeit hat Jaspers nicht nur ein scheinbar bereits erledigtes Thema auf den neuesten Stand der Psychiatrie gebracht, sondern vor allem neue Diskursregeln für die Psychopathologie etabliert. Durch seine räsonierte Aufmerksamkeit auf das Archiv und auf ausführliche Krankengeschichten hat Jaspers hier – wenn auch ansatzweise – jene neue biographische Methode skizziert, die unentbehrlich für die verstehende Psychologie werden sollte.

Dr. Chantal Marazia studierte Philosophie und Wissenschaftsgeschichte in Italien und Frankreich. Seit 2016 ist sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Heinrich Heine-Universität-Düsseldorf. Im Rahmen der Karl Jaspers Gesamtausgabe ist sie Herausgeberin der medizinischen Werke.

Programm

Ort:  Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Vortragssaal)
Datum: 25. Juli 2018
Beginn: 18:15 Uhr

Termin