Karl Jaspers‘ Psychologie der Weltanschauung

Karl Jaspers
Workshop der interakademischen Forschungsstelle Karl Jaspers Gesamtausgabe (KJG) in Göttingen

Die „Psychologie der Weltanschauungen“ gilt werkgeschichtlich als eines der bedeutendsten, seiner Stoßrichtung nach aber auch rätselhaftesten Werke von Karl Jaspers. Von Jaspers retrospektiv als seine „erste philosophische Äußerung“ bezeichnet und unerwartet Grundlage seiner Berufung zum Professor der Philosophie, markiert die Schrift sowohl inhaltlich als auch biographisch den Wendepunkt von der Psychologie zur Philosophie.

Mit der Weltanschauungsfrage greift Jaspers 1917 ein Symptom einer durch neue technische Möglichkeiten der Weltbeherrschung, ungekannte individuelle Freiheiten, zunehmende kulturelle Fremdkontakte, Relativierung tradierter geistiger und religiöser Verbindlichkeiten sowie den ersten weltumspannenden Krieg in positiver wie negativer Hinsicht zutiefst verunsicherten Zeit auf. Erst hieraus ergibt sich für ihn Aufgabe und Möglichkeit einer Weltanschauungspsychologie, indem die neue individuelle Ungebundenheit die Weltanschauung „zum charakterologischen Ausdruck des einzelnen“ werden lässt. Die systematische Notwendigkeit, „substantielle“ und „abgeleitete“ Formen weltanschaulicher Gestalten bestimmen zu müssen, führt Jaspers dabei zur Einnahme einer normativen existentiellen Perspektive, die ihm später die „Psychologie der Weltanschauungen“ als „im historischen Rückblick […] früheste Schrift der später so genannten modernen Existenzphilosophie“ erscheinen lassen wird.

Der Workshop findet an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Theaterstraße 7, 37073 Göttingen, statt. Beginn ist 11 Uhr .

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