Hannah Monyer erhält ERC-Advanced Grant

Profilansicht des Akademiemitglieds Hannah Monyer

Der Europäische Forschungsrat fördert die grundlagenorientierte Forschung, um besonders zukunftsweisende Projekte voranzutreiben und neue interdisziplinäre Wissensgebiete zu erschließen. Für herausragende Forscher in Europa schreibt der Rat jährlich die „ERC Advanced Grants" aus, über deren Vergabe in einem hochkompetitiven Verfahren entschieden wird. Dieses Jahr wird die Neurowissenschaftlerin und Akademiemitglied Hannah Monyer mit dem prestigeträchtigen Grant des ERC ausgezeichnet.

Neuer Ansatz zur Therapie neurodegenerativer Erkrankungen

Der Hippocampus gilt als Bereich des Großhirns, in dem neue Gedächtnisinhalte entstehen. Gesteuert wird die Aktivität des Hippocampus durch eine kleine Hirnregion, die als Septum bezeichnet wird. Bestimmte hemmende Neuronen des Septums gelten als „Schrittmacherzellen": Sie erstrecken sich bis in die Strukturen des Hippocampus, wo sie die Aktivität neuronaler Ensembles synchronisieren und kognitive Leistungen ermöglichen.

Hannah Monyer hat Anhaltspunkte dafür, dass die Septum-Neuronen im Zusammenhang mit der Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen stehen . Sind diese Nervenzellen geschädigt, so sind unter anderem die räumliche Erinnerung und das episodische Gedächtnis (d.h. was, wann, wo stattfindet) beeinträchtigt. In verschiedenen Tiermodellen für neurodegenerative Erkrankungen wurde eine erhöhte Empfindlichkeit der Septum-Neuronen beobachtet. Sie gelten als sehr „störanfällig", denn sie feuern mit hoher Taktung und sind daher außerordentlich hungrig nach Energie. Es gibt Hinweise darauf, dass eine Schädigung der energieproduzierenden Mitochondrien hinter dieser Störanfälligkeit steckt.

In ihrem vom ERC über vier Jahre mit zwei Mio. Euro geförderten Projekt will Monyer untersuchen, wie sich ein Funktionsverlust der Septum-Neuronen auf die Gedächtnisbildung im nachgeschalteten Hippocampus auswirkt und welche zellulären Mechanismen dahinterstecken. Was macht die Septum-Neuronen so anfällig? Sind es tatsächlich mitochondriale Defekte? Damit wollen Monyer und ihr Team herausfinden, welche Rolle diese speziellen Neuronen bei der Symptomatik in den Anfangsstadien neurodegenerativer Erkrankungen spielen und ob sie damit einen möglichen neuen Ansatzpunkt für therapeutische Interventionen darstellen könnten.

Hannah Monyer leitet die sowohl im DKFZ als auch am Universitätsklinikum Heidelberg angesiedelte Kooperationsabteilung Klinische Neurobiologie. Die Neurowissenschaftlerin wurde bereits mit einer Vielzahl an Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2004 mit dem Leibniz-Preis. 1999 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Bereits 2010 hatte der ERC ihr einen Advanced Grant zuerkannt. (Quelle: Pressemitteilung des DKFZ)

Seit 2007 ist Hannah Monyer Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.

 

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