Die Forschungsstelle Nietzsche-Kommentar trauert um ihren Begründer und langjährigen Forschungsstellenleiter
PROF. DR. JOCHEN SCHMIDT,
der am 18. Mai 2020 im Alter von 81 Jahren verstorben ist.
Jochen Schmidt hat nicht nur das Unternehmen Nietzsche-Kommentar ins Leben gerufen, bis 2014 geleitet und bis in jüngste Zeit tatkräftig unterstützt, sondern mit seinen eigenen Kommentarbänden zur Geburt der Tragödie und zur Morgenröthe in der internationalen Nietzsche-Forschung Maßstäbe gesetzt. Er war ein überaus liebenswürdiger Vorgesetzter, Kollege, Doyen und Freund, der uns auf vielfältigste Weise zu motivieren und zu inspirieren verstand. Jochen Schmidt wird uns menschlich und wissenschaftlich ein großes Vorbild bleiben.
Friedrich Nietzsche (1844-1900) ist der wohl international wirkungsmächtigste deutschsprachige Autor der Moderne. Eine schier unüberschaubare Flut von Publikationen beschäftigt sich mit seinem Werk, das weltweite Bedeutung nicht nur für die philosophische Diskussion, sondern unter anderem auch für Literatur, Kunst, Anthropologie, Psychologie, Theologie, Politik sowie ebenfalls für die Populärkultur hat.
Umso erstaunlicher erscheint, dass es bislang keinen übergreifenden Kommentar zu seinen Schriften gab. Die Nachberichtsbände der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Nietzsches von Giorgio Colli und Mazzino Montinari bleiben – aufgrund ihrer editionsphilologischen Schwerpunktbildung – im Bereich der Kommentierung bewusst zurückhaltend. Der Nietzsche-Kommentar behebt dieses Desiderat zunächst vor allem für die zu Lebzeiten veröffentlichten bzw. für die Veröffentlichung vorgesehenen Schriften und bereitet damit nicht zuletzt die Grundlage für die in langfristiger Perspektive ebenfalls dringliche Kommentierung des wirkungsgeschichtlich hochbedeutenden Nachlasses.