Preisträgerinnen und Preisträger der letzten Jahre

Akademiepreis 2023

Der Akademiepreis, zum 75-jährigen Gründungsjubiläum der Heidelberger Akademie im Jahr 1984 vom Verein zur Förderung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gestiftet, ging 2023 an Prof. Dr. Leonhard Hübner. Unternehmen aus dem Globalen Norden werden zunehmend für »Menschenrechtsverletzungen« durch Tochtergesellschaften oder Zulieferer aus dem Globalen Süden verantwortlich gemacht. Der Preisträger untersucht die international verfahrens-, kollisions- und haftungsrechtlichen Vorgaben für die Durchsetzung von Menschenrechten gegenüber Unternehmen. Unter Zuhilfenahme der Rechtsvergleichung entwickelt er anschließend Reformvorschläge.

Leonhard Hübner studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Bonn, Freiburg, Köln, Lausanne und Oxford. Er wurde an der Universität Heidelberg promoviert und habilitiert. Seit dem 1. April 2023 ist er an der Universität Augsburg tätig.


Karl-Freudenberg-Preis 2023

Der Karl-Freudenberg-Preis wurde 1986 aus Anlass des 100. Geburtstages von Prof. Dr. Karl Freudenberg von der Freudenberg-Gruppe gestiftet. Er geht an wissenschaftliche Arbeiten aus dem Bereich der Naturwissenschaften – insbesondere der Chemie und Biologie. Im Jahr 2023 wurde Dr. Sylvain Delaunay mit dem Preis für eine Arbeit ausgezeichnet, in der er eine neue Strategie zur Verhinderung der Ausbreitung von Krebszellen aufzeigt.

In seiner Studie legt er dar, dass die Metastasierung von Kopf- und Halskrebs durch die Hemmung der metabolischen Plastizität der Mitochondrien verringert werden kann. Mit von der FDA zugelassenen Medikamenten konnte der Wissenschaftler die Entwicklung von Lymphknotenmetastasen in menschlichen Tumoren, die in Mäusen gezüchtet wurden, auslöschen.

Sylvain Delaunay arbeitet heute als Postdoc am DKFZ und erforscht dort RNA-Veränderungen in Mitochondrien, den Organellen, die für die Energieversorgung einer Zelle benötigt werden. Er studierte Pharmazie in Liege (Belgien), wo er 2016 in Molekular-Medizin promoviert wurde. Nach Postdoc-Aufenthalten in Barcelona und Cambridge (UK) kam er 2019 an das DKFZ.


Walter-Witzenmann-Preis 2023

Der vom gleichnamigen Pforzheimer Unternehmer gestiftete Walter-Witzenmann-Preis honoriert exzellente Arbeiten aus dem Bereich der Geistes- und Kulturwissenschaften. Der Preis ging im Jahr 2023 an Johanna Jebe für ihre Dissertation „Regeln, Schrift, Correctio – Karolingerzeitliche Entwürfe von Mönchtum im Spiegel der Schriftproduktion aus St. Gallen und Fulda“. Die Arbeit hat den Umgang mit religiösen Wissensbeständen in Handschriften aus den Klöstern St. Gallen und Fulda untersucht, um einen neuen Zugang zu den kulturellen, religiösen und politischen Erneuerungen des 8. und 9. Jahrhunderts zu erschließen. Neben vielstimmigen Auseinandersetzungen über vorbildliches christliches Leben im Mönchtum hat die Studie konkrete alltagspraktische, soziale und kulturelle Bedingungen freigelegt, unter denen karolingische Eliten Leitgedanken für eine gesamtgesellschaftliche „Correctio“ generiert und ausgehandelt haben.

Johanna Jebe studierte Neuere und Neueste Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und evangelische Theologie an den Universitäten Tübingen und Bologna und wurde 2022 im Fachbereich Mittelalterliche Geschichte promoviert. Sie arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften in Tübingen.

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Ökologiepreis der Viktor & Sigrid Dulger-Stiftung 2023

Der Ökologiepreis der Viktor & Sigrid Dulger-Stiftung gilt der Förderung von wissenschaftlichen Arbeiten aus geistes‑, sozial‑ und natur‑ sowie ingenieurwissenschaftlichen Fächern, die sich mit Umweltproblemen und deren Lösung befassen. Der Preis ging 2023 an Dr. Moritz Bross (geb. Koch) für seine Arbeit „Metabolic engineering strategies for an increased PHB production in cyanobacteria“, mit der er einen wichtigen Schritt zur Lösung des globalen Plastikproblems beigetragen hat, indem er die Produktion von Bioplastik mit Hilfe von Cyanobakterien wesentlich optimierte. Cyanobakterien (umgangssprachlich auch „Blaualgen“ genannt) stellen natürlicherweise das Biopolymer PHB (Polyhydroxybutyrat) her, welches in der Umwelt leicht abbaubar ist und sehr gute Materialeigenschaften als Bioplastik, etwa im Verpackungsbereich, aufweist. Dem Preisträger gelang es, Cyanobakterien zu züchten, die bis zu 80% PHB pro Zelltrockenmasse bilden können. Eine derart starke PHB Akkumulation wurde bis dahin für Cyanobakterien als unmöglich erachtet. Dem Preisträger ist somit eine bahnbrechende Arbeit gelungen, um ein biotechnologisches Verfahren zur C02- verbrauchenden Bioplastik-Produktion zu realisieren.

Moritz Bross studierte Biotechnologie in Aachen und an der University of California in Berkeley. Nach dem Bachelorabschluss führte er in Tübingen ein Masterstudium in Mikrobiologie fort. Im Anschluss wurde er dort 2020 promoviert. Danach forschte er bis 2022 als Postdoc in Kanada an der University of British Columbia in Vancouver. Seit Mitte 2022 arbeitet er als Lab Team Leader Industrial Biotechnology bei der BASF.


Manfred-Fuchs-Preis 2023

Der Manfred-Fuchs-Preis dient der Förderung besonders qualifizierter Forschender, die sich in den Geisteswissenschaften habilitieren oder als Leitende einer naturwissenschaftlichen Forschungsgruppe auf eine Professur vorbereiten. Er wurde vom Mannheimer Unternehmer Dr. Dr. h. c. Manfred Fuchs gestiftet.

Im Jahr 2023 wurde der Preis an Dr. Fumihiro Kano verliehen. Herr Kano interessiert sich dafür, was Tiere sehen, fühlen und denken, und letztlich dafür, wie der Mensch – als eine der Primatenarten – in Bezug auf Wahrnehmung, Kognition und soziales Verhalten einzigartig ist. Sein Ansatz besteht darin, diese Themen zu untersuchen, indem er sich auf die Analyse von Mikroverhalten, insbesondere des Blicks als Stellvertreter für die Aufmerksamkeit, konzentriert. Dabei verwendet er modernste Technologien wie Infrarot-Bildgebungsverfahren und Computer Vision.

Fumihiro Kano studierte Vergleichende Psychologie an der Kyoto Universität und promovierte am dortigen Primatenforschungsinstitut. Nach Stationen als Postdoktorant am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und als Assistant Professor an der Universität Oxford und der Kyoto Universität ist er seit April 2021 am Exzellenzcluster Centre for the Advanced Study of Collective Behaviour der Universität Konstanz als Gruppenleiter tätig.

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Manfred Lautenschläger-Preis 2023

Der Manfred Lautenschläger-Preis, gestiftet von der Manfred Lautenschläger Stiftung zur Förderung der Geistes- und Kulturwissenschaften, ging im Jahr 2023 an Sara Landa für ihre Dissertation „‚Die Ferne läßt sie unsern Dingen gleichen‘. Annäherungen an die chinesische Dichtung in der deutschen Lyrik vom Expressionismus bis zur Gegenwart“. Die Arbeit geht übersetzerischen chinesisch-deutschen Dialogen vom Expressionismus bis zur Gegenwart nach. Sie fokussiert unterschiedliche Autoren, die sich mit China befasst haben, von Albert Ehrenstein über Bertolt Brecht bis zu Jan Wagner und Herta Müller. Diese haben sich sowohl mit traditionellen chinesischen Dichtern beschäftigt, als auch mit der jüngeren Lyrik, die die Umwälzungen des 20. und 21. Jahrhunderts reflektierte und begleitete. Die Studie untersucht, wie sich in den Neu-, Um- und Fortschreibungen Potenziale zur ästhetischen Neuerung ergeben und fragt, wie die Suchbewegung über die fremde Literatur zur eigenen zurückführt und wie dadurch der Standpunkt des Dichters insbesondere in historischen Umbruchszeiten neu gedacht werden konnte.

Sara Landa studierte Deutsche Sprache und Literatur, Europäische Literaturen, Sinologie, Ostslawistik und Geschichte in Freiburg, Beijing und Strasbourg. Sie wurde an der Universität Freiburg promoviert und ist derzeit Projektmitarbeiterin im Heidelberger Teilprojekt „Epochal Life Worlds: Man, Nature and Technology in Narratives of Crisis and Change“ des vom BMBF geförderten Verbundkollegs „Worldmaking from a Global Perspective: A Dialogue with China“.

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Hector Stiftung-Preis 2023

Im Jahr 2023 wurde der Hector Stiftung-Preis zum ersten Mal vergeben. Der gestiftete Preis richtet sich an junge Forschende aus dem Bereich Informatik und soll herausragende wissenschaftliche Leistungen anerkennen. Der Preis wurde für den Bereich maschinelles Lernen ausgeschrieben und wird an Dr. Francesco Locatello für seine Arbeit auf dem Gebiet der sogenannten „disentangled representations“ vergeben.

Die Forschung des Preisträgers zielt darauf ab, die kausalen Repräsentationen durch strenge Theorie und skalierbare Algorithmen zu erlernen. Durch eine große empirische Studie konnte der Informatiker nachweisen, dass auch bei praktisch relevanten Fällen das unüberwachte Lernen in der Regel nicht genügt und eine (aufwändigere) Überwachung unumgänglich ist. Seine vorgeschlagenen Konzepte zur Lösung des Problems werden nun häufig in der Forschung zum kausalen Repräsentationslernen verwendet und finden weiterhin wichtige Anwendungen in der Robotik, dem Gesundheitswesen, den Naturwissenschaften und dem Ingenieurwesen.

Francesco Locatello wurde 2020 an der ETH Zürich promoviert, wo er für seine Dissertation mit der ist ETH-Medaille ausgezeichnet wurde. Er hat einen Master-Abschluss in Informatik (Zürich) und einen Bachelor-Abschluss in Informationstechnologien (Padua, Italien). Heute ist er Senior Applied Scientist bei Amazon Web Services (AWS). Er leitet das Forschungsteam „Causal Representation Learning“, mit dem er Grundlagenforschung in den Bereichen maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz und Kausalität betreibt.



Akademiepreis 2022

Der Akademiepreis geht 2022 an Dr. James W. Lightfoot (externer Link) für seine Arbeit „Small peptide-mediated self-recognition prevents cannibalism in predatory nematodes“. Der Biologe beschäftigt sich mit der Erforschung der Verwandtenerkennung bei Fadenwürmern, um die grundlegenden Prinzipien hinter diesen Verhaltensweisen zu verstehen und nachzuvollziehen, wie sie sich möglicherweise entwickelt haben.

James W. Lightfoot studierte Biochemie und Mikrobiologie an der University of Sheffield und Molekulare Parasitologie und Vektorbiologie an den Universitäten Manchester, Salford und Keele. Er wurde am MRC London Institute of Medical Science promoviert. Derzeit hat er eine eigene Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Neurobiologie des Verhaltens – caesar (externer Link) in Bonn.


Karl-Freudenberg-Preis 2022

2022 wird der Preis geteilt zwischen Dr. Kelvin Anggara (externer Link) und Dr. André Mateus (externer Link).

Dr. Kelvin Anggara erhält den Preis für seine Arbeit „Identifying the Origin of Local Flexibility in a Carbohydrate Polymer“. Er verwendet darin Einzelmolekülmikroskopie, um Kohlenhydratstrukturen auf atomarer Ebene abzubilden und somit zu zeigen, wie die Struktur die Flexibilität der Kohlenhydrate bestimmt. Die Erkenntnisse sind von Bedeutung für die Entwicklung von Kohlenhydratmaterialien sowie für das generelle Verständnis der Entstehung makroskopischer Eigenschaften aus molekularen Strukturen.

Kelvin Anggara wurde an der Universität von Toronto in Physikalischer Chemie promoviert. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung und arbeitet an der Einzelmolekülabbildung von Struktur und Dynamik komplexer Biomoleküle.

Dr. André Mateus wird ausgezeichnet für seine Arbeit „The functional proteome landscape of Escherichia coli“. Aufgrund der Bedeutung von Mikroorganismen für die menschliche Gesundheit und der Zunahme von Antibiotikaresistenzen sind neue Technologien zur Untersuchung dieser Arten erforderlich. Die Methodik „Thermal proteome profiling“ (TPP) basiert auf dem Prinzip, dass Proteinwechselwirkungen die thermische Stabilität von Proteinen beeinflussen. In seiner Arbeit wurde TPP verwendet, um die Abundanz und thermische Stabilität von fast 2.000 Proteinen als Reaktion auf 121 genetische Perturbationen in Escherichia coli zu messen. Die generierten Daten stellen eine reichhaltige Ressource dar, um auf Proteinfunktionen und -wechselwirkungen zu schließen, und der Ansatz ist leicht auf andere Organismen anwendbar.

André Mateus studierte Pharmazeutische Wissenschaften an der Universität Lissabon und wurde am Department of Pharmacy der Universität Uppsala promoviert. Seit 2022 hat er eine Position als Assistant Professor am Department of Chemistry der Universität Umeå (Schweden) und als Teamleiter am Laboratory for Molecular Infection Medicine Sweden (MIMS) inne.


Walter-Witzenmann-Preis 2022

Mit dem Preis wird 2022 Leonie N. Bossert (externer Link) ausgezeichnet für ihre Dissertation „Gemeinsame Zukunft für Mensch und Tier – Tiere in der Nachhaltigen Entwicklung“. Sie arbeitet darin eine normative NE-Theorie (Nachhaltige Entwicklung) aus, die tierethische Belange ikludiert, um die geläufige Trennung von sowohl akademischen als auch politischen Diskursen um Nachhaltige Entwicklung und um das Mensch-Tier-Verhältnis zu überwinden und damit eine Forschungslücke zu schließen. Die Arbeit soll neue und modifizierte Wege einer Transformation hin zu nachhaltigeren Gesellschaften aufzeigen, die eine lebenswerte Zukunft für Menschen und andere Lebewesen ermöglichen.

Leonie N. Bossert studierte „Landschaftsökologie und Naturschutz“ in Greifswald und Kopenhagen und wurde an der Universität Tübingen im Fachbereich Bioethik promoviert. Sie ist Mitarbeiterin am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften und als Post-Doc am Lehrstuhl Ethik, Theorie und Geschichte der Biowissenschaften an der Universität Tübingen tätig.


Manfred-Fuchs-Preis 2022

In diesem Jahr teilen sich der Mediziner PD Dr. Simon Raffel (externer Link) und der Mittelalter- und Neuzeitarchäologe PD Dr. Lukas Werther (externer Link) den Preis.

 

PD Dr. Simon Raffel wird für seine Beiträge zur Leukämieforschung ausgezeichnet. Er forscht zur Akuten Myeloischen Leukämie (AML) und beschäftigt sich insbesondere mit Leukämiestammzellen. Um die Heterogenität von Leukämiestammzellen zu untersuchen, fokussiert sich die Forschungsgruppe von Dr. Raffel derzeit insbesondere auf Einzelzell-Analysen. Hierbei werden Methoden zur simultanen Messung von Metabolismus, Zellfunktion, Genexpression und Mutationen vereint und Tausende von einzelnen AML Zellen analysiert. Das Ziel seiner Forschung ist die gezielte Identifikation von therapeutisch nutzbaren Schwachstellen in Leukämiestammzellen, um langfristig die Prognose von Patienten mit AML zu verbessern.

Simon Raffel studierte Humanmedizin in Heidelberg und New York. Er wurde an der Harvard Medical School in Boston promoviert und 2021 in Heidelberg habilitiert. Er ist Oberarzt am Universitätsklinikum Heidelberg in der Medizinischen Klinik V für Hämatologie, Onkologie und Rheumatologie und leitet seit 2019 eine von der DFG geförderte Emmy Noether-Forschungsgruppe.

PD Dr. Lukas Werther versteht sich als Brückenbauer zwischen Geistes- und Naturwissenschaften, insbesondere zwischen Archäologie, Geschichts- und Geowissenschaften. Seine Arbeiten zu historischen sozio-ökologischen Systemen reichen vom Neolithikum bis zur Zeitgeschichte mit einem Schwerpunkt in Mittelalter und früher Neuzeit. Geographisch bewegt sich seine international stark vernetzte Forschung dabei zwischen Nordafrika, England, Frankreich und Osteuropa mit einem besonderen Fokus auf Süd- und Mitteldeutschland. Zentrale Querschnittthemen sind Mensch und Wasser, anthropogene Landschaftsveränderungen, Verkehr und Mobilität, Konsum und Ressourcennutzung, Gewalt und Konflikte sowie strukturelle Veränderungen von Siedlungsgefügen.

Lukas Werther studierte Mittelalter- und Neuzeitarchäologie, Bauforschung, Geographie und Ur- und Frühgeschichte an der Universität Bamberg und wurde an der Universität Jena promoviert. Dort folgte die Habilitation in Ur- und Frühgeschichtlicher Archäologie. Seit 2020 ist er an der Universität Tübingen als Akademischer Rat in der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit tätig.


Manfred-Lautenschläger-Preis 2022

Der Preis wird 2022 zum ersten Mal vergeben und geht an Dr. Lena Sowada (externer Link)für ihre Dissertation „Der schriftliche Sprachgebrauch weniger geübter Schreiber in Ego-Dokumenten aus der deutsch-französischen Grenzregion während des Ersten Weltkriegs“.

Im Zuge der Arbeit wurde als Grundlage der Analysen ein Korpus bisher unveröffentlichter und unbearbeiteter Briefe, Postkarten und Tagebücher, die zur Zeit des Ersten Weltkriegs verfasst wurden und die Schriftlichkeit einfacher Leute aus dem Elsass, aus Lothringen und den Vogesen sichtbar machen, konstituiert. Das Interesse der sprachwissenschaftlichen Forschung an heterogenen Manifestationen der gesprochenen Sprache überträgt die Studie auf den schriftsprachlichen Ausdruck und versteht diesen als eine Gesamtheit variierender Ausdrucksweisen mit spezifischen kommunikativen Funktionen. Die Sichtbarmachung eines heterogenen Schriftsprachgebrauchs impliziert einen Perspektivwechsel und eine Aufwertung derartiger Sprachzeugnisse, die nicht mehr als in Bezug auf eine Norm defizitäre Texte analysiert werden, sondern als eigenständiger schriftsprachlicher Ausdruck eines Teils der französischen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Lena Sowada studierte Romanistik an der Universität Heidelberg und der Universidad Castilla-La Mancha. Sie wurde 2019 an den Universität Heidelberg und Paul-Valéry Montpellier 3 promoviert. Sie ist Koordinatorin des vom DAAD geförderten Projekts „Mobil sein in der internationalen Lehrerbildung“ und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Romanische Sprachwissenschaft der Universität Heidelberg.


Ökologiepreis der Viktor & Sigrid Dulger-Stiftung 2022

Der Preis wird 2022 an Dr.-Ing. Gabriela Molinar (externer Link) verliehen, deren Arbeit „Machine Learning Tool for Transmission Capacity Forecasting of Overhead Lines based on Distributed Weather Data“ einen wichtigen Beitrag leistet zur Strombelastbarkeitsprognose mittels Künstlicher Intelligenz als Optimierungsverfahren des Netzbetriebs und zur Unterstützung der Energiewende in Deutschland.

Gabriela Molinar studierte Elektrotechnik und Informationstechnik in Venezuela. Sie wurde 2020 am Institut für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) promoviert und arbeitet inzwischen im Energiesektor beim Übertragungsnetzbetreiber TenneT TSO GmbH in Bayreuth.


Otto-Schmeil-Preis 2022

2022 geht der Preis an Dr. Matilde Bertolini (externer Link) und Dr. Kai Fenzl (externer Link) für ihre gemeinsame Arbeit „Interactions between nascent proteins translated by adjacent ribosomes drive homomer assembly“.

Die Arbeit untersucht die Bildung von Proteinkomplexen (sog. Proteinassemblierung) in menschlichen Zellen. Basis ihrer Ergebnisse war die Entwicklung und Anwendung einer neuen Methode, genannt „Disome Selective Profiling“, mit deren Hilfe eine Gleichzeitige Analyse einer Vielzahl von Proteinkomplexen möglich ist. Ihre Ergebnisse zeigen, dass ungefähr 30% aller Proteinkomplexe einer menschlichen Zelle bereits während der Herstellung der Protein-Untereinheiten gebildet werden. Die gerade entstehenden Protein-Untereinheiten sind räumlich so nahe beieinander, dass sie sich bereits während ihrer Herstellung „co-translational“ zu homomeren Komplexen zusammenfinden können. Dieser Mechanismus bewirkt nicht nur die schnelle und effiziente Herstellung von Proteinkomplexen, sondern kann auch die fehlerhafte Bildung von Komplexen aus nicht identischen Untereinheiten verhindern. Diese Entdeckung hat grundlegende Bedeutung für unser grundsätzliches Verständnis der Proteinbiogenese und liefert fundamental neue Ansätze sowohl für die Grundlagenforschung als auch für die angewandte Forschung.

Matilde Bertolini studierte Biotechnologie an der Universität Parma. Sie wurde am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) promoviert und forscht seit 2021 als Postdoc im Labor von Lars Steinmetz an der Stanford University (USA).

Kai Fenzl studierte in Darmstadt und Heidelberg und wurde am Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg (ZMBH) promoviert. Er forscht derzeit als Postdoc im Labor von Lars Steinmetz am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg.

 

 

 



Akademiepreis 2021

2021 geht der Akademiepreis an Dr. Lianming Wang (externer Link) für seine Arbeit "Jesuitenerbe in Peking: Sakralbauten und transkulturelle Räume 1600–1800". Der Preis ist mit 10.000 € dotiert.

Der Kunsthistoriker beschäftigt sich mit dem materiellen Erbe der jesuitischen Mission außerhalb Europas unter Einbezug dreier Pekinger Schlüsselbauwerke. Gestützt auf eine Vielzahl von Bildzeugnissen, liefert die Studie einen gründlichen Einblick in die globale Entfaltung der Kunst und Architektur eines historisch bedeutenden Klerikerordens und trägt zur aktuellen Debatte um die globale Kunstgeschichte maßgeblich bei.

Dr. Lianming Wang studierte Kunstgestaltung in Shanghai sowie Kunstgeschichte, Italoromanische Philologie, Klassische Archäologie und Kunstpädagogik in Würzburg und wurde schließlich in Heidelberg im Fach Kunstgeschichte Ostasiens promoviert.

Medienecho:

Mit Schwung aus der Krise - Jahresfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften - Fünf Preise an junge Forscher vergeben. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Juni 2021, Seite 13 (Feuilleton)

Radiobeitrag auf Radio Regenbogen (Campus-Report, 26.05.2021):

 


Karl-Freudenberg-Preis 2021

2021 wird Dr. Jing Yan (externer Link) für seine Arbeit “Coupling of NMDA receptors and TRPM4 guides discovery of unconventional neuroprotectants” ausgezeichnet.

N-Methyl-D-Aspartat (NMDA) Rezeptoren spielen eine Schlüsselrolle bei der Regulation der Gehirnfunktionen. Sie vermitteln synaptische Plastizität, steuern kognitive Funktionen und fördern das neuronale Überleben. Die NMDA Rezeptor-Aktivierung kann jedoch auch eine Glutamat-Exzitotoxizität auslösen und dadurch zum Zelltod bei verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen beitragen. Der Preisträger konnte den molekularen Mechanismus der NMDA Rezeptor-abhängigen Exzitotoxizität aufdecken. Dem Mechanismus liegt ein Proteinkomplex zu Grunde, der sich außerhalb der Synapsen auf der Zelloberfläche befindet. Eine strukturbasierte Wirkstoff-Suche führte zur Entdeckung unkonventioneller Neuroprotektiva, die als „NMDAR/TRPM4 Interface Inhibitoren’ bezeichnet wurden. Diese neue Klasse von Molekülen zerlegt den NMDAR/TRPM4-Todessignalkomplex und schützt damit Neurone sowohl in vitro als auch in Mauskrankheitsmodellen vor exzitotoxischem Zelltod.

Dr. Jing Yan studierte Biotechnologie und Zellbiologie in Shandong und wurde in Heidelberg in Neurobiologie promoviert.

Medienecho:

Hoffnung im Kampf gegen Schlaganfall - Neurobiologe Dr. Jin Yan erhält Karl-Freudenberg-Preis.
In: Mannheimer Morgen (Weinheim), 30. Juni 2021, Seite 10

Mit Schwung aus der Krise - Jahresfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften - Fünf Preise an junge Forscher vergeben. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Juni 2021, Seite 13 (Feuilleton)

Zur Preisverleihung: "Hirnforschung: Neu entdeckte Hemmstoffe schützen Nervenzellen vor Schlaganfall" (externer Link) - Neurobiologe Dr. Jing Yan erhält Karl-Freudenberg-Preis, Freudenberg, 25.06.2021

Radiobeitrag auf Radio Regenbogen (Campus-Report, 30.06.2021):

 


Walter-Witzenmann-Preis 2021

 

Wichtige kulturelle und technische Veränderungen und Transformationen in Gesellschaften: Unter diesem Aspekt wurden seit 1998 vielfältige Arbeiten aus ganz verschiedenen Forschungsbereichen ausgezeichnet.

2021 geht der Preis  an den Historiker Daniel Rothenburg (externer Link) für seine Dissertation „Too Much Water. Irrigation, Salinity, and Communities in the Murray-Darling-Basin, Australia. An Enviromental History“. In seiner Arbeit erforscht der Preisträger den Nexus von menschlicher Gesellschaft und ihren Umweltbedingungen am Beispiel Australiens zwischen 1945 und 2017. Über die größte Agrarregion des Kontinents, gelegen im Murray-Darling-Becken, hat
er detailliert anhand lokaler Quellen herausarbeitet, wie sich Lebensumstände, Umweltbewusstsein und Zukunftserwartungen verändern, wenn sich der Zustand der
Umwelt gravierend verschlechtert. Die Versalzung der Böden und des Wassers durch die exzessive Verwendung von Wasser und großflächige Abholzungen, verschärfte zudem Verteilungskonflikte um natürliche Ressourcen und destabilisierte die ländliche Gesellschaft insgesamt. Rothenburg zeigt auch, dass die Menschen nicht passiv blieben – sie organisierten sich politisch, suchten nach Möglichkeiten, nachhaltig Landwirtschaft zu betreiben, pflanzten Bäume und warben für mehr Umweltbewusstsein. Die Geschichte der Versalzung zeigt
anschaulich das dynamische Verhältnis unserer Gesellschaften zur Umwelt.

Daniel Rothenburg studierte Geschichte und Philosophie/Ethik in Mannheim und Tübingen.

 

Medienecho:

Mit Schwung aus der Krise - Jahresfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften - Fünf Preise an junge Forscher vergeben. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Juni 2021, Seite 13 (Feuilleton)

Radiobeitrag auf Radio Regenbogen (Campus-Report, 02.06.2021):

 


Manfred-Fuchs-Preis 2021

Der Preis wurde erstmals im Jahr 2015 verliehen. Seitdem sind junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Bereichen ausgezeichnet worden.

2021 teilen sich die Physikerin Prof. Dr. Kira Rehfeld (externer Link) und der Politik- und Verwaltungswissenschaftler Dr. Thomas Malang (externer Link) den Preis.

Dr. Kira Rehfeld wird für ihre herausragende Arbeit „Global patterns of declining temperature variability from the Last Glacial Maximum to the Holocene“ ausgezeichnet. Änderungen des Klimas an der Erdoberfläche entstehen durch interne Dynamik und externen Antrieb. Auch
die Randbedingungen des Systems entwickeln sich ständig weiter. Ziel ihrer Arbeit ist es, die jeweiligen Beiträge dynamischer und thermodynamischer Prozesse zur Klimavariabilität zu verstehen. Um eine Brücke vom Wetter zum Klima und zur Geologie zu schlagen, werden Klimamodellierung, Paläoklimaarchive und komplexe Systemansätze kombiniert. Durch ihre Untersuchungen kann getestet werden, wie gut Klimamodelle das vergangene und gegenwärtige Klima erfassen und wie sicher wir uns in Bezug auf Statistiken höherer
Ordnung und raum-zeitliche Muster des simulierten zukünftigen Klimas sein können.

Dr. Kira Rehfeld studierte in Heidelberg Physik und wurde in Berlin im Bereich Theoretische Physik promoviert.

 

Medienecho:

Mit Schwung aus der Krise - Jahresfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften - Fünf Preise an junge Forscher vergeben. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Juni 2021, Seite 13 (Feuilleton)

Radiobeitrag auf Radio Regenbogen (Campus-Report, 09.06.2021):

 

Dr. Thomas Malang (externer Link) erforscht die Aktivitäten von nationalen Parlamenten in der internationalen Politik. Ausgehend von der

Gegenwartsdiagnose, dass in einer globalisierten Welt nationale Regierungen immer stärker miteinander kooperieren stellt sich die Frage, wie die Legislative auf den daraus resultierenden Macht- und Kontrollverlust reagiert. Thomas Malang setzt bei der Beobachtung an, dass Parlamente selbst immer häufiger international aktiv werden, sei es in internationalen Organisationen oder durch bilaterale Kontakte. In seinen Arbeiten erklärt er diese Einbettung und Vernetzung auf Basis neuer weltweiter Daten und versucht eine Einschätzung über die politischen Effekte des entstehenden transnationalen Parlamentarismus zu geben.

Dr. Thomas Malang studierte Verwaltungswissenschaft mit dem Schwerpunkt „Politikanalyse und Evaluationsforschung“ in Konstanz, wo er auch promoviert wurde.

 

Medienecho:

Mit Schwung aus der Krise - Jahresfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften - Fünf Preise an junge Forscher vergeben. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Juni 2021, Seite 13 (Feuilleton)

Radiobeitrag auf Radio Regenbogen (Campus-Report, 16.06.2021):

 


Ökologiepreis der Viktor & Sigrid Dulger-Stiftung 2021

Der Ökologiepreis der Viktor-und-Sigrid-Dulger-Stiftung gilt der Förderung von wissenschaftlichen Arbeiten aus geistes‑, sozial‑ und natur‑ sowie ingenieurwissenschaftlichen Fächern, die sich mit Umweltproblemen und deren Lösung befassen.

2021 geht der Preis an Dr. Matthias Künzel (externer Link). Er forschte in seiner ausgezeichneten Arbeit „Sustainable High‐Voltage Cathodes for Lithium‐Ion Batteries“ an der Herstellung nachhaltiger Lithium-Ionen-Batterien.

Dabei ging es im Speziellen um das Problem, Hochvolt-Lithium-Ionen-Kathoden zu entwickeln, die ohne die kritische Ressource Kobalt auskommen, da dieses nicht nur giftig, teuer und sehr selten ist, sondern im Wesentlichen auch unter menschenunwürdigen Bedingungen in politisch instabilen Regionen der Welt abgebaut wird. Darüber hinaus gelang es für dieses System, giftige sowie umweltbelastende Materialien wie Lösungsmittel und fluorierte Binder bei der Batterieelektrodenfertigung, durch Wasser und natürlich vorkommende Biomaterialien zu ersetzen, sodass der gesamte Fertigungsprozess in Zukunft nicht nur günstiger, sondern vor allem umweltfreundlicher sein wird.

Dr. Matthias Künzel studierte in Erlangen-Nürnberg Molecular Nano Science und wurde am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)/ Helmholtz Institut Ulm (HIU) promoviert.

 

Medienecho:

Mit Schwung aus der Krise - Jahresfeier der Heidelberger Akademie der Wissenschaften - Fünf Preise an junge Forscher vergeben. In: Rhein-Neckar-Zeitung, 28. Juni 2021, Seite 13 (Feuilleton)

Radiobeitrag auf Radio Regenbogen (Campus-Report, 21.07.2021):