Trends in der computergestützten Textanalyse

Linguistik Tagung WIN-Kolleg
Disziplinarität und Interdisziplinarität methodengetriebener Forschung

Tagung des WIN07-Teilprojekts zu "Meinungsbildung"

28. bis 30. November 2022

Ort: Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Beginn: 12:30 Uhr

Organisation: Dr. Katharina Jacob

Kontakt und Anmeldung bis 18.11.: katharina.jacob@gs.uni-heidelberg.de

Tagungs-Website mit Programm

Die computergestützte Analyse von Texten ist empirische Praxis in so unterschiedlichen Disziplinen wie der Linguistik, der Computerlinguistik, der Informatik, der Physik, der Politik- und Medienwissenschaft, der Rechtswissenschaft oder der Psychologie. Sie alle bedienen sich ähnlicher Theorien, Methoden, statistischer Verfahren und Modelle mit diverser disziplinärer Provenienz zur Beantwortung von Forschungsfragen, die von je spezifischen disziplinären Kontexten geprägt sind. In einem Feld, das sich unter den Bedingungen rasanter technologischer Innovationen (Stichwort: maschinelles Lernen, verteiltes Rechnen) sowie in Konkurrenz zu und im Austausch mit privatwirtschaftlich finanzierter Forschung entwickelt, verschiebt sich die Forschungspraxis dabei zunehmend von problemorientiertem zu methodengetriebenem Arbeiten. Methodische Innovationen werden zum Taktgeber für immer kürzere Forschungszyklen mit Trendcharakter, in denen die disziplinäre Appropriierung der neuen Methoden erprobt aber mit jeder Innovation auch wieder vernachlässigt wird. Dabei ist für einzelne Forschende die Entscheidung für methodengetriebene Forschung und die Einschreibung in wissenschaftliche Trends immer auch eine Entscheidung, die aus den wissenschaftlichen Anforderungs- und Arbeitsbedingungen sowie je disziplinären und individuellen Selbstbildern von Forschenden motiviert ist.

Ziel der Tagung ist, eine Selbstreflexion über methodengetriebene Forschung im Bereich der computergestützten Textanalyse anzustoßen. Dabei sollen, unter anderem, folgende Fragen die Diskussion leiten:

Führt Innovationsdruck dazu, dass kritischer Umgang mit Passung und heuristischem Potential von Methoden in den Hintergrund treten?
Sind die Innovationszyklen inzwischen zu kurz, als dass eine gründliche disziplinäre Appropriierung und die Validierung von Methoden realisierbar sind?
Ist methodengetriebene Forschung ein Motor für transdisziplinäre Forschung? Oder steht ihre Forschungslogik der Problemorientierung entgegen?
Sind Rufe nach Einhaltung rigoroser disziplinärer Qualitätskriterien ein notwendiges Korrektiv oder ein Hindernis für inter- und transdisziplinäre Innovationen?
Welches Bild der jeweiligen Disziplinen und welche Selbstbilder der Forschenden motivieren methodengetriebene Forschung? Welche stehen ihr entgegen?
In welchem Verhältnis stehen methodengetriebene Forschung und die Entwicklung zur Entrepreneurial University?

Als Forum der Selbstreflexion soll die Tagung Workshop-Charakter haben. Anstelle von kurzen Zeitfenstern für thematischen Vortrag und Diskussion sind längere Formate vorgesehen, in denen die Teilnehmenden ihre eigenen Forschungsbiographien und ihre eigene Forschungspraxis vor dem Hintergrund der skizzierten Fragen reflektieren.

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