Welterschließung im Spannungsfeld zwischen symbolischer und universalisierter Rationalität
Die Frage nach den kulturellen Grundlagen Europas ist aktueller denn je, vergegenwärtigt man sich beispielsweise die Diskussion um das Verhältnis der islamisch geprägten Türkei zum europäischen Kulturraum. Dessen spezifische Gemeinsamkeiten nehmen ihren Ausgang jedoch keineswegs erst im Zeitalter der Aufklärung, sondern wurzeln zumindest im beginnenden Hochmittelalter, in der Formierungsphase Europas, und sollten im Projekt unter dem Begriff einer eigentümlich europäischen Rationalität untersucht werden. Das Projekt basierte auf der These, dass europäisches Denken und mithin die europäische Kultur von einer beispiellosen Diskursivität gekennzeichnet sind, die sich heute etwa in institutionellen Besonderheiten widerspiegelt (z.B. der Trennung und zugleich Verschränkung von Staat und Kirche in ihren diversen Ausprägungen). Das zunehmende Auseinanderfallen einzelner Wirklichkeitsbereiche ist eine Entwicklung, die sich spätestens seit dem 10. Jahrhundert und seither in steigendem Maße beobachten lässt. Ihr entspricht die damit einhergehende wachsende Problematik, dem einzelnen Menschen Orientierung in der Welt zu bieten. Im Rahmen des Projektes sollte untersucht werden, ob sich die postulierte Entwicklung im historischen Kontext auf einer möglichst breiten und repräsentativen Quellenbasis nachweisen lässt. Auf dieser Grundlage sollte zum andern deren Bedeutung für die Stiftung einer gemeineuropäischen Identität sowie für eine besondere europäische Verfasstheit überprüft werden.
Im Projekt entstandene Publikation:
Rychterová, Pavlína/Seit, Stefan/Veit, Raphaela (Hg.) (2008): Das Charisma – Funktionen und symbolische Repräsentationen: Historische, philosophische, islamwissenschaftliche, soziologische und theologische Perspektiven. Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften Band 2: Berlin.
Im Projekt organisierte Tagung:
Interdisziplinäre Fachtagung: "Das Charisma – Funktionen und symbolische Repräsentationen" (PDF) (18. - 20.11.2005, Heidelberg)
KollegiatInnen:
- Dr. Stefan Seit
- Dr. Pavlína Rychterová
- Dr. Raphaela Veit